Überhitzte Sommer sind belastend, nicht nur für die Natur, sondern vor allem für die Menschen. Jene, die auf den Straßen sich schinden müssen, auf Baustellen arbeiten, der Sonne ausgesetzt sind und in klimatisch unterkühlten Verkaufshallen die gereizten Kunden bedienen müssen und nicht die Privilegien der Büroräume kennen, müssen viel, zu viel aushalten. Manche Arbeiten sind unzumutbar, sie machen krank. Jene, die ohnehin privilegiert sind, stöhnen und jammern am lautesten.
Der Sommer ist auch Urlaubs- und Ferienzeit. Die Unbelehrbaren, die stundenlang im Verkehrsstau stehen und die genervten Kinder mit ihren Urlaubsversprechungen beruhigen, versuchen über dem aufgeheizten Asphalt von Meer und Salz zu träumen. Die Flugpassagiere nehmen zahlenmäßig zu und damit das schlechte Gewissen, die Welt durch den überfrequentierten Luftverkehr noch mehr zu verpesten. Aber sogar dagegen gibt es Beruhigungsmittel: Man zahlt ein wenig an Sonderabgabe, so, als würde damit das Ökosystem in die Schranken gewiesen werden. Und daheim werden Klimaanlagen installiert und eingeschalten, sie brauchen Strom und machen krank. Es stimmt: Der Sommer kann auch krank machen, oder er zeigt, wie krank wir eigentlich schon sind.
Dabei wäre alles viel einfacher, unkomplizierter und mit weniger Aufwand umzusetzen, was manche vergessen und verdrängt haben. Wir müssten das Leben wieder lernen, das wirkliche Leben! Das kostet nicht viel, braucht wenig Geld und keine langen Planungsphasen. Das ist nicht nervenzermürbend, nicht angeberisch und tut den Menschen gut. Das Haus und die Wohnung in den Nächten gut lüften und hoffen, dass die Tropennächte nicht mehr werden. Frische Luft und offene Fenster tun immer gut. Den Garten, die Parks, die Wälder, die Berge, das Wasser als natürlichen Lebensraum beleben, sich freuen am Wunder der Natur und dem Schöpfer von allem ein Loblied anstimmen. Einfaches und gesundes Kochen praktizieren, miteinander essen und Mahl halten, die Tischkultur beleben und den Schnellimbiss, die Drive-in-Kultur, das Schlingen auf den Straßen, in Autos und Geschäften vermeiden. Auch die Grillplätze zeugen oft wenig von einer guten Tischkultur. Die Ohrenstöpsel auf Sommerferien schicken, Ohren und Augen öffnen, die Stimmen der Menschen hören, dem Gesang der Vögel lauschen, das Säuseln des Windes spüren, die Farben der Blüten riechen, das klare Wasser verkosten und die Buntheit der Menschen, ihre Freuden und Tränen sehen und sogar rechtzeitig merken, wenn Gewitter und Unwetter über das Leben aufziehen. Man sollte auch im Sommer Sonnenbrillen verwenden, die das Auge nicht verdecken, den Blick in die Augen der anderen nicht nehmen, sind die Augen doch die Auslage der Seele. Kühle und erfrischende Räume aufsuchen, aber keine Kühl- oder Gefrierräume, es ist ohnehin schon kälter geworden in unserer Gesellschaft.
Die besten Räume sind unsere Kirchen, besonders die alten gotischen und barocken, nicht die billigen überhitzten Betonbauten des Brutalismus mit schlechtem Material. Wer Kirchen verschließt, versündigt sich an Gott und an den Menschen. Offene Kirche beginnt beim Kirchentor und bei der ausgetretenen Schwelle. Gotteshäuser zeigen, wozu die Menschen fähig sind, sie reden von der Größe des Menschen und garantieren die Gegenwart Gottes unter uns. Kirchenräume sind durchbetete Räume. In ihnen darf gebetet werden, auch gestaunt, geschwiegen, geweint, gekniet und gehört, alles, was uns die virtuelle Welt gestohlen hat. Die Begegnung mit Kultur, Kunst, Musik und Wort ist keine Einnebelung oder Beschwichtigung, sie legt Leben frei. Viele unserer Kirchen müssten auch einen „Sommerräumungsverkauf“ anbieten. Manche sind zu einem Volkskundemuseum, zu einer Sammelhalte frömmelnder Sonderheiten, zu einem Abstellplatz für Kitsch und Blumen geworden. Schönheit ist immer klar, einfach, durchdringend, lässt staunen und hält den Atem an. Schöne Kirchen bringen Ruhe, Gelassenheit, Freude, Dankbarkeit und gute Stimmung. Sie sind heilig und machen heilig.
Beten setzt immer auf Gott, der uns auch in der überhitzten Stimmung sagen möchte: Nimm dich nicht so wichtig, überschätze dich nicht und vertraue, denn Gott ist mit dir und er ist bei dir. Beten verursacht keinen Sonnenbrand, auch wenn Gott der ist, der wirklich Licht in unser Leben bringt, die Wege erhellt und wie ein Bergkristall die bunten Farben des Lebens widerspiegelt und bricht.
Der Sommer kann eine Gnade sein, wenn man ihn als Geschenk annimmt und mit Leben füllt. Es lohnt sich, das Leben zu entdecken mit seiner Vielfalt und Schönheit, mit seinen Sonnen- und Schattenseiten. Christen sollten Geburtshelfer für das Leben sein, denn es erzählt immer von Gott und seinen Menschen. Und ich ahne: Mit Gott wird vielleicht alles viel leichter.
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