Wir alle erleben in unserem Leben Situationen, die wir für unlösbar halten oder die so schwierig sind, dass wir den endgültigen Ausgang nicht absehen. Solche tiefen Lebensfragen stellen unseren Glauben auf die Probe. Aber bevor wir unsere Schwäche eingestehen, werden wir ärgerlich und sie bringen uns an den Rand des Abgrunds. Es ist auch nicht leicht, darüber zu schreiben, aber wir können in Gedanken solchen Bildern, die voller Schmerz sind, welchen wir erfahren müssen oder bereits erfahren haben, nicht ausweichen.
Bei genauerem Hinsehen werden wir erkennen, wie sie Heilige unterschiedlicher Bereiche von Schutz und Anrufung sind. Warum rufen wir sie an? Gemäß unserem Glauben an die Gemeinschaft der Heiligen betrachten wir sie als unsere himmlischen Freunde. Es spielt keine Rolle, wann sie lebten, obwohl es gut ist, ihr Leben zu kennen. Deshalb wurden auch Hagiographien, Biografien von Heiligen, verfasst. Ihre Fürbitte geht über Zeit und Ort ihrer und unserer Existenz hinaus. Die Biografien der Heiligen helfen uns, uns von Beispielen der Gottesverehrung in ihrem Leben inspirieren zu lassen, denn dieselbe Gnade kann auch in unserem Leben ihren Platz finden, nur auf unterschiedliche Weise.
Was den heiligen Judas Thaddäus betrifft, dessen Gedenktag am 28. Oktober gefeiert wird, so hat dieser eine besonders anspruchsvolle Aufgabe. Alle Apostel hatten anspruchsvolle Missionen, die sie während ihres irdischen Lebens erfüllten, je besser sie es mit Gottes Hilfe konnten. Judas Thaddäus hinterließ uns etwas mehr – einen Brief. Darin warnt er vor falschen Lehrern und Propheten. Davon gibt es heute viele, insbesondere im Kommunikationsbereich. Das Internet hat uns große Vorteile gebracht, indem es die Verfügbarkeit von Informationen, Wissen und die Geschwindigkeit der Kommunikation erweitert hat. Leider ist es aber auch ein geeigneter Ort für genau solche Menschen, die Gottes Wort für ihre eigenen unangemessenen Zwecke missbrauchen. Deshalb ist der Brief des Apostels Judas so relevant. Künstliche Intelligenz, so sehr sie uns auch bei der Erstellung verschiedener Inhalte und Informationen helfen kann, kann auch in die Irre führen, denn ihr Schöpfer ist der Mensch.
Andererseits wurden wir erschaffen und mit Vernunft beschenkt, die wir mehr nutzen sollten, ungeachtet der Tatsache, dass wir, wie künstliche Intelligenz, Fehler machen können. Aber der Schöpfer unserer Intelligenz ist Gott – darin liegt unsere Freiheit, unsere Souveränität. Es gibt noch ein weiteres wichtiges Detail im Zusammenhang mit Judas Thaddäus: und das ist die am Anfang erwähnte Existenz möglicher, für uns momentan hoffnungsloser Situationen. Mit seinem Leben verbindet uns eine Legende, der zufolge Judas Thaddäus den kranken König von Edessa, Abgar V., heilt. Er legt ihm die Hände auf, und dieser wird auf wundersame Weise gesund. Was will uns dieses Wunder sagen?
Unterlassen wir es nie, uns auf Gottes Hilfe zu verlassen, egal wie schwierig es auch sein mag. Wir können uns in vielen Dingen auf unsere eigene Kraft verlassen, doch sie ist begrenzt. Gottes Gnade hingegen ist grenzenlos. Gedenken wir dieses Heiligen in einer Novene oder wenn wir eine Medaille mit seinem Bild sehen, denn er erinnert uns daran, dass Gott für uns da ist, egal wie düster uns die Dinge auch erscheinen mögen. Und vergessen wir nicht seinen Bruder Simon, den Cousin Jesu, der in Kriegsverhältnissen Mut bewies und die Menschen in Jerusalem beschützte. Er bot den ersten Christen als Migranten in der Stadt Pella Schutz, bis sie in ihre Heimat zurückkehren konnten.
Mögen Judas Thaddäus und sein Bruder Simon für uns beten!
Foto: Harald Opitz/KNA