Begegnung mit der Weltkirche Verleihung des St.-Martinsordens
Das waren die ersten Höhepunkte einer Pilgerreise in die Ewige Stadt.
154 Wallfahrerinnen und Wallfahrer aus dem Burgenland waren kurz vor dem Nationalfeiertag zu dieser Flugreise unter der Leitung von Diözesanbischof Ägidius J. Zsifkovics aufgebrochen. Im Heiligen Jahr 2025 durften sie mit dem Durchschreiten der Heiligen Pforten eintauchen in eine Sphäre der Hinwendung zum Evangelium und des Aufbruchs in eine bewusstere Annahme des Lebens als Getaufte.
Die Messe am Nationalfeiertag wurde zusammen mit der deutschsprachigen Gemeinde Roms in der Kirche Santa Maria dell’Anima gefeiert. Ehrengast war Marcus Bergmann, Botschafter der Republik Österreich beim Heiligen Stuhl. Unter den Mitfeiernden befand sich auch Sr. Chmielewska Vianney S.M.C.B., Ordensfrau aus der Gemeinschaft der Borromäerinnen, die seit vielen Jahren im Vatikan wirkt. Bischof Zsifkovics nahm den Aufenthalt in Rom zum Anlass, ihr den St.-Martinsorden der Diözese Eisenstadt in Gold zu verleihen.
In seiner Ansprache erinnerte der Bischof an das segensreiche Wirken der Borromäerinnen in Wien und nannte besonders Sr. Olimpia und Sr. Dionizja. Sr. Vianney habe als enge Mitarbeiterin von Nuntius Donato Squicciarini an der Apostolischen Nuntiatur in Wien viele Jahre mit großer Kompetenz und Hingabe zum Wohl der Kirche in Österreich und damit auch der Diözese Eisenstadt gewirkt. Als damaliger Generalsekretär der Österreichischen Bischofskonferenz habe er selbst eng mit ihr zusammengearbeitet.
Auch in ihrer heutigen Aufgabe an der Präfektur des Päpstlichen Hauses sei Sr. Vianney der Diözese Eisenstadt und dem Bischof persönlich eng verbunden. „Sie unterstützen unsere Diözese in den verschiedensten kleinen und größeren Anliegen mit stiller Treue, geistlicher Tiefe und großem Engagement. Ihr Beitrag für die Kirche und für den Heiligen Vater ist wesentlich – geprägt von Diskretion, Bescheidenheit und einer tiefen Liebe zur Kirche. In Ihrem Wirken verkörpern Sie die Haltung des heiligen Martin: den Einsatz für andere, das Teilen von Zeit, Kraft und Gebet – stets im Geist des Evangeliums“, so Bischof Zsifkovics.
Mit bewegten Worten überreichte er Sr. Vianney den St.-Martinsorden in Gold „als Zeichen des Dankes für Ihr Wirken und Ihre Verbundenheit. Sie sind ein Vorbild gelebten Glaubens und selbstloser Hingabe.“
In seiner Predigt ging Bischof Zsifkovics auf das Wappen der Kirche Santa Maria dell’Anima über dem Altar ein. Es zeigt den Reichsadler mit Krone, die Gottesmutter Maria mit dem Jesuskind und links und rechts davon je eine arme Seele. Diese beiden Gestalten deutete der Bischof als den Pharisäer und den Zöllner aus dem Evangelium. Der Pharisäer sei der Typ des Selbstgerechten, der die Gebote kennt, sich mit anderen vergleicht und von Gott Lohn erwartet. Der Zöllner hingegen sei selbstkritisch, erkenne seine Grenzen und wisse um sein Angewiesensein auf Gottes Gnade.
„Wir alle haben diesen selbstgerechten und diesen selbstkritischen Menschen in uns“, so der Bischof. Die beiden armen Seelen im Wappen erinnerten daran, dass Kirche und Gesellschaft weniger Selbstgerechte und mehr Selbstkritische brauchen. Maria zeige, wie der Wandel vom Selbstgerechten zum Selbstkritischen möglich ist. „Wenn das gelingt, dann haben Kirche und Gesellschaft Zukunft“, betonte der Bischof.
Mit dem Bischof konzelebrierten zahlreiche Priester, an der Spitze der Rektor der Anima, der Salzburger Priester Michael Max. An der Messe nahm auch eine Delegation der „Kaiser Karl Gebetsliga für den Völkerfrieden“ teil, angeführt von ihrem geschäftsführenden Präsidenten P. Marian Gruber OCist, der ebenfalls konzelebrierte. Gruber, langjähriger Pfarrer von Gols und Mönchhof, ist im Burgenland kein Unbekannter. Auch der Pfarrer von Wulkaprodersdorf, Stefan Jahns, hatte sich der Pilgergruppe in Rom angeschlossen. Bereits am Vortag hatten die burgenländischen Wallfahrer die Heilige Pforte der Basilika Santa Maria Maggiore durchschritten. In einer Seitenkapelle, unweit des Grabes des heuer verstorbenen Papstes Franziskus, feierten sie die Eucharistie. In seiner Predigt sprach Bischof Ägidius Zsifkovics über die geistlichen Schätze dieser päpstlichen Basilika: das ehrwürdige Gnadenbild der Gottesmutter „Salus populi Romani“ („Heil des römischen Volkes“), zu dem die Römer mit ihren Sorgen und ihrer Dankbarkeit kommen; die Reliquie vom Holz der Krippe Jesu, die in der Krypta unter dem Hauptaltar aufbewahrt wird; und schließlich das Grab von Papst Franziskus, der hier in seiner Lieblingskirche seine letzte Ruhestätte gefunden hat.
Der Bischof stellte das geistliche Vermächtnis von Papst Franziskus als „marianisches Programm“ dar. Dieses umfasse drei Schwerpunkte: Das Hören auf das Wort Gottes, das aufmerksame Zuhören den Menschen gegenüber und den Einsatz für Menschen in Not. „Wir überhören heute leicht das Wort Gottes, und auch das Gespräch miteinander ist verloren gegangen – noch mehr das Zuhören. Wenn unsere Kirchenbänke leerer werden, verdunstet das Wort Gottes; und wenn die Dorfbänke leerer werden, verschwindet das Gespräch untereinander.“ Die Blindheit und Taubheit der heutigen Zeit, so der Bischof, seien Ausdruck einer Gefühllosigkeit und eines ständigen „Mehr-haben-Wollens“. Die Hochzeit zu Kana biete dagegen ein Gegenmodell der Aufmerksamkeit: Maria erkenne die Not der Menschen, handle still im Hintergrund und begleite die Betroffenen in Freude und Not. „Vergiss die Armen nicht“ – dieser Satz, den ein Kardinal Jorge Mario Bergoglio bei seiner Papstwahl zuflüsterte, sei bleibende Verpflichtung. Armut beschränke sich nicht nur auf das Materielle, sondern auch auf das Geistige und Geistliche. „Diese Menschen dürfen wir in unserem Dienst nicht vergessen“, mahnte der Bischof.
Im weiteren Verlauf der Pilgerfahrt erwartete die Gruppe ein vielfältiges Programm: Besichtigungen bedeutender Stätten des antiken Roms, Begegnungen mit dem pulsierenden Leben in den Gassen und auf den Plätzen der Altstadt – zwischen Trevibrunnen und Pantheon, vom Aventin hinab zum Tiber und in den malerischen Straßen von Trastevere.
Über die Teilnahme der Pilgergruppe an der Generalaudienz bei Papst Leo XIV. sowie über die weiteren Höhepunkte der Reise wird in der nächsten Ausgabe berichtet.
Fotos: Franz Josef Rupprecht



